Skip to main content

Labor 3 - Beteiligen

Die Emscher auf dem Weg zum Mitmachfluss - Beteiligung als Erfolgsrezept für mehr urbane Biodiversität

„Die Emscher auf dem Weg zum Mitmachfluss – Beteiligung als Erfolgsrezept für mehr urbane Biodiversität“. Ausgehend von diesem Impulsreferat von Sebastian Ortmann (Emschergenossenschaft), indem anschauliche Beispiele für Beteiligungen bei Gewässerrenaturierungen vorgestellt wurden, wurde im Labor 3 aus vielfältigen Perspektiven der Frage nachgegangen: „Was sind wichtige ‚Erfolgszutaten‘ für eine biodiversitätsfördernde Beteiligung?“.

Die rund 20 Teilnehmer*innen waren überwiegend Vertreter*innen aus Kommunalverwaltungen verschiedenster Städte, sodass neben Möglichkeiten der Motivation der Stadtbevölkerung auch Herausforderungen, die sich verwaltungsintern im Zusammenhang mit Beteiligungsprozessen ergeben, diskutiert wurden.

Zu Beginn der Diskussion wurde berichtet, dass es in der Verwaltung unterschiedliche Auffassungen zum Verständnis des Begriffs ‚Beteiligung‘ gibt. Beteiligen werde häufig gleichgesetzt mit ‚informieren‘, was jedoch aus Sicht der Labor-Gruppe zu kurz gegriffen ist. Beteiligung sollte weit darüber hinausgehen und als aktive Befragung bzw. aktives Mitmachen der Bürgerschaft verstanden und umgesetzt werden. In diesem Rahmen sollte alle mitreden und Entscheidungen über den Gegenstand der Beteiligung mitbeeinflussen können.

Als ein Hauptproblem wurden Hindernisse innerhalb der Verwaltungsstrukturen und teilweise Ängste vor Beteiligungsverfahren gesehen. Hierbei wurde eine große Bandbreite genannt, von Bedenken, die eigene Rolle zu verlieren, unklaren Effekten bzw. Ergebnissen bis hin zur Angst vor Enttäuschung bei misslungenen Beteiligungsverfahren. Außerdem wurde der Mangel an zeitlichen, finanziellen und personellen Ressourcen als Problem gesehen. Genannte Gründe würden nicht selten in den Verwaltungen zur Überlastung der Mitarbeiter führen, da Beteiligungsverfahren meist zusätzlich zum Tagesgeschäft vorbereitet und durchgeführt werden. Zudem stellt fehlender Zusammenhalt in der Verwaltung selbst eine Hürde da.

Ideen für eine Verbesserung im internen und externen Umgang mit Beteiligungsprozessen hatten die Labor-Gruppe einige:

Umgang mit Beteiligungsprozessen innerhalb der Verwaltung: Um die Verwaltung, aber auch die Politik von den Vorteilen und Nutzen von Beteiligungsverfahren zu überzeugen und so die Akzeptanz zu erhöhen, sei Vertrauensarbeit sehr wichtig. Dabei helfe nur Beharrlichkeit und das Vorhandensein eines ‚Kümmerers‘ und ‚Querdenkers‘, der sich dem Thema annehme und Courage zeige, indem er zum Beispiel aktiv auf Kollegen zugehe und gemeinsam mit ihnen ein Konzept entwickelt. Dazu sei es unter anderem auch wichtig, eine Methodenkompetenz zu schaffen. Wenn möglich, sollte man ein Team für Beteiligung aufbauen, auf das alle Stellen der Verwaltung bei Bedarf zurückgreifen können. Mit diesem Fach-Team könne dann einzelfallspezifisch diskutiert werden, wie eine Beteiligung im jeweiligen Fall sinnvollerweise aussehen könnte. Wenn sich abzeichnet, dass sich eine Beteiligung nicht lohnt, sollte man es lieber lassen. Selbstmotivation des internen Teams könne vor allem erreicht werden, wenn die Mitarbeiter*innen erfolgreiche Beteiligungsverfahren selbst erleben. Man sollte den Spaßfaktor auch für die Verwaltung hervorheben. Außerdem müsse klarer vermittelt werden, dass in der Summe für Beteiligungsverfahren nicht unbedingt mehr Zeit gebraucht wird. Bedenkt man nämlich, dass bei fehlender Akzeptanz für ein Projekt oder für eine Planung im Nachhinein oft Beschwerden kommen, deren Bearbeitung unter Umständen ein Vielfaches an Zeit kostet.

Umgang mit den Bürgern*innen in Beteiligungsprozessen: Beteiligungsprozesse müssten von Beginn an ergebnisoffen sein, was erfahrungsgemäß jedoch häufig nicht der Fall sei. Dies sollte zu Beginn eines Beteiligungsprozesses allen Beteiligten klar vermittelt werden, da man ansonsten riskiere, das Vertrauen der Bürger*innen zu verlieren. Um Frustrationen bei Beteiligungsverfahren zu vermeiden, müsste den Bürger*innen vorab aber auch mitgeteilt werden, was überhaupt möglich ist, beispielsweise wie die zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen aussehen. Solche Eckpfeiler vorab zu benennen und Spielräume aufzuzeigen, erhöht langfristig die Akzeptanz. Es brauche allerdings Zeit, bis sich das Vertrauen der Bürger entwickelt. Problematisch sei, dass sich die Bürger*innen oft nicht mehr mit den Gegebenheiten in ihrer Stadt identifizieren. Beteiligungsverfahren können, wenn richtig eingesetzt, auch dazu genutzt werden, eine neue Identifikation mit der eigenen Stadt zu schaffen. Zudem sei es wichtig, Beteiligungsverfahren zielgruppenspezifisch auszurichten, indem man die Bedürfnisse und Ansprüche der jeweiligen Gruppe bei der Vorbereitung und Ausführung des Prozesses bedenkt.

Zusammenfassend kann man sagen, konkret, offen und umsetzungsorientiert sollten Beteiligungsprozesse sein, um Beteiligungen zu einem Erfolg werden zu lassen.