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Labor 1 - Überzeugen

Kommunalpolitik für die biologische Vielfalt gewinnen - Vom Bienen-Hype zum nachhaltigen Nutzen

Im Labor 1 diskutierten Vertreter*innen aus Kommunalverwaltungen, Verbänden und einzelne Vertreter*innen aus der Kommunalpolitik folgende Fragen:

1. Für welche Ziele in Bezug auf Biodiversität in Kommunen sollen Politiker*innen erreicht werden?

2. Welche Argumente eignen sich dafür?

3. Wie kann eine sinnvolle Vorgehensweise dafür aussehen?

Zunächst wurden Stichpunkte zu den drei Fragen auf Kärtchen gesammelt und der Reihe nach diskutiert.

Bei den Zielen wurden viele Stichpunkte für konkrete Flächen genannt. Wichtig ist es, dass keine falschen Erwartungen geweckt werden. Zum Beispiel werde „Bunte Wiesen“ oft mit einjährigen Mischungen assoziiert, was aber kontraproduktiv im Sinne heimischer Biodiversität ist, da diese oft aus Nicht-Heimischen Arten bestehen. Außerdem entwickeln sich nach einer Zeitspanne von wenigen Jahren unerwünschte Beikräuter-Dominanzen auf solchen Flächen, die dann oft mit Pestiziden bekämpft werden (müssen). Daher muss klar kommuniziert werden, was eigentlich gemeint ist. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass in der Politik oft zu wenig Wissen über den Pflegeaufwand vorhanden ist und dieser nur ungenügend wahrgenommen wird.

Im weiteren Diskussionsverlauf wurde klar, dass es zwei verschiedene Richtungen in der Kommunikation gibt. Meistens handelt es sich um Bottom-Up-Prozesse, in denen Personen aus der Verwaltung versuchen, Entscheidungstragende in der Politik von der Notwendigkeit des Biodiversitätsschutzes zu überzeugen. Andererseits kann ein Top-Down-Prozess sehr wirksam sein, wenn aus der Politik in die Verwaltung kommuniziert wird, dass ein Interesse an mehr Biodiversität besteht. Ein weiteres gemeinsames Ziel aller Teilnehmenden ist es, mehr Wertschätzung und Akzeptanz für Biodiversität und Maßnahmen zu ihrem Schutz und Ihrer Förderung zu generieren.

Als Argumente eignen sich aus Sicht der Anwesenden besonders gut die sog. weichen Standortfaktoren, wie beispielsweise Erhöhung der Lebensqualität, Gesundheit, Positives Image für die Kommune u. a. Das Argument der Kosteneinsparungen ist jedoch nur bedingt wirksam. Zum einen, weil es nicht generell gilt, zum anderen, weil dabei die Nachhaltigkeit fehlt. Andere Argumente müssten im Vordergrund stehen, allerdings kann das Argument der Kosteneinsparung teilweise in finanzschwachen Kommunen als Türöffner dienen. Allen Teilnehmenden ist es wichtig, dass mehr Bewusstsein und Wertschätzung für die Natur auch in Städten entsteht.

Als zielführende Vorgehensweisen, um die Politik von der Bedeutung der Biodiversität in Städten zu überzeugen, wurden von den Teilnehmer*innen gute Beispiele aus der Praxis genannt, wie zum Beispiel Ortsbegehungen und Exkursionen gezielt für Politiker*innen sowie Pressearbeit. Wichtig sei es, auch Partner mit ins Boot zu holen, die bei der Kommunikation von Inhalten und Werten unterstützen können. Genannt wurden zum Beispiel Redakteure, die selbst eine Affinität für Naturschutz besitzen. Ein wichtiger Aspekt für Politiker*innen ist ihr Image. Dies könne man sich zu nutzen machen, indem man beispielweise Projekte zum Thema Biodiversität mit einer bestimmten Person verbindet, die sich das Projekt dann für die persönliche Markenbildung auf die Fahne schreiben und damit an die Öffentlichkeit treten kann. Vor allem solle man mit jenen Politiker*innen in einen Dialog treten, von denen bekannt ist, dass sie dem Thema Biodiversität wohlgesonnen sind. Diese können das Anliegen dann wiederum in Ihre Partei tragen.

Abschließend wurde festgestellt, dass die Positionen von Politiker*innen und Parteien wandelbar seien und man daher jede geeignete Phase nutzen sollte, um die Themen zu platzieren und Maßnahmen zu verankern. Die Argumente, die gegenüber der Politik genutzt werden können, sind oft mit aktuellen Debatten verbunden („Bienensterben“), während die zugrunde liegende Problematik viel weitreichender ist. Wichtig ist es, sich diese öffentlichen Debatten zunutze zu machen und in nachhaltige Maßnahmen zu überführen.