Labor 2 - Pflege

Biodiversität, Freizeitnutzung, Kosten - Lösbare Widersprüche?

Die Frage nach der Lösbarkeit von Widersprüchen im Hinblick auf die Pflege innerstädtischer Grünflächen motivierte insgesamt 24 Tagungsbesucherinnen und -besucher, überwiegend aus der Praxis, zur Teilnahme am Labor 2. Die Diskussion wurde entlang zweier Blöcke geführt, wobei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten wurden, die gestellten Fragen aus je drei Perspektiven zu betrachten: aus der eines Träumers, eines Realisten sowie eines Kritikers.

  • Der Block I „Planung der Pflege“ zielte auf die Klärung der Frage ab, wie sich ökologische Praktiken, von denen ein positiver Einfluss auf die Biodiversität erwartet wird, bei Grünpflegemaßnahmen etablieren lassen.
  • In Block II „Finanzierung der Pflege“ ging es um finanzielle Möglichkeiten von Städte/Kommunen zur langfristigen Umsetzung von Maßnahmen zur Biodiversitätssteigerung und darum, wie es gelingen kann, die (finanziellen) Auswirkungen von Projekten der Biodiversität transparent zu machen.

Während der Diskussion zeigte sich, dass sich die Anregungen und Diskussionsbeiträge in beiden Blöcken wiederholten. Daher sind die Ergebnisse beider Blöcke im Folgenden zusammengefasst dargestellt.

Wiederholt wurden Zweifel an der Umsetzbarkeit von ökologischen Praktiken geäußert. Es fehle einerseits an finanziellen Mitteln, beispielsweise für die notwenige Aufrüstung der gemeindlichen Maschinenparks, sowie andererseits an mangelnder Akzeptanz seitens der Politik und der Bevölkerung. Als eine Möglichkeit der operativen Hilfe bei der Umsetzung wurde die Einbindung von Langzeitarbeitslosen bspw. in speziell aufgelegten Projekten diskutiert. So hat beispielsweise die Stadt Bielefeld aktuell die Vergabebedingungen angepasst, so dass beim Vorliegen bestimmter Kriterien der Einsatz von Langzeitarbeitslosen bei Vergaben berücksichtigt werden muss. Problematisch sei auch, dass Förderprojekte zum Erhalt und zur Aufwertung der Biodiversität in der Regel nur begrenzte Laufzeiten hätten, so dass zwar die Erstanlage von Biotopflächen, nicht jedoch die anschließende Pflege finanziell gefördert werde könne.

Im Hinblick auf Finanzierungsmöglichkeiten wurde davon geträumt, Klimaanpassung zu einer kommunalen Pflichtaufgabe zu machen, über die auch Maßnahmen der ökologischen Grünflächenpflege finanzierbar wären. Um die Pflege trotz Geldmangels finanzieren zu können, sollte man wichtige Partner ins Boot holen (Naturschutzverbände, Landwirte, Jäger, Tourismusvereine, Schulen u. a.) nach dem Motto „andere helfen“; dazu sei eine stärkere Lobbyarbeit notwendig. Außerdem wurde es von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als sinnvoll erachtet, zukünftig die Förderanträge und Projektgenehmigungen für Kommunen unkomplizierter zu gestalten und so zu „entbürokratisieren“. Denkbar wäre es auch, mehr Modellprojekte durchzuführen, in denen die Kommunen für längere Zeiträume etwas ausprobieren, also experimentieren könnten.

Für die Umsetzung sei es wünschenswert, zwischen den Ämtern abgestimmte Strategien zu haben, und die Aufgaben – gerade bei den Kommunen in denen die alten 67er Ämter in unterschiedliche Strukturen/Verantwortungen aufgelöst wurden – weniger als bisher üblich zu trennen. Als ein Manko wird angesehen, dass in vielen Städten die einzelnen Diskurse nicht zusammengeführt werden (ein Grund dafür: u. a. Struktur der Ämter ungünstig). Wichtig sei auch eine Transparenz hinsichtlich der Pflegekosten (herkömmliche Pflege versus Pflege im Sinne der Biodiversität). Hier wird es als hilfreich angesehen, beispielsweise über Pflegepläne eine Transparenz darzustellen welche die monetären Auswirkungen einer Änderung der Bewirtschaftung im Sinne der Steigerung der Biodiversität transparent macht. Dies wird als ein geeignetes Instrument für die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung angesehen.